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Kurzgeschichten zum Nachdenken


Zeit mit Gott


Eine Freundin lud mich ein, eine Woche bei ihr zu verbringen. Als ich ankam, gab es eine herzliche Begrüßung. "Ich hab mich schon so auf dich gefreut", versicherte sie. "Es ist toll, dass wir jetzt Zeit füreinander haben." Wir redeten einige Minuten miteinander und sie zeigte mir mein Zimmer. Doch dann drehte sie sich um und ging weg. Den ganzen Tag hatte sie viel zu tun. Sie räumte auf, sie fegte, sie kochte. Erst beim Mittagessen schien sie mich wieder zu bemerken und sagte kurz: "Es ist so schön, dass du da bist. Danke." Aber das war auch schon unser ganzes Gespräch. Zum Abendessen sagte sie dann wieder: "Es ist schön, dass du da bist. Danke." Aber mehr sagte sie nicht. Doch vor dem Schlafen konnten wir endlich unser Gespräch fortführen. Sie dankte mir noch einmal, dass ich da war. Dann las sie mir eine Liste mit Aufgaben vor, die ich für sie erledigen sollte.


Der nächste Tag ging genauso weiter. Am Morgen redeten wir kurz. Aber bevor das Gespräch wirklich intensiv und persönlich wurde, war es schon wieder vorbei. Sie las mir wieder die Aufgabenliste für mich vor und stand dann auf, um ihre eigenen Dinge zu erledigen. So ging es weiter. Jeder Tag war wie der andere. Aber immer wieder versicherte sie mir: "Es ist so schön, dass du da bist und wir Zeit miteinander verbringen können."


Einmal wollte sie ihren Schreibtisch in ein anderes Zimmer bringen. Sie mühte sich ab und schimpfte. Ich stand daneben und wollte gerne helfen, aber sie schien mich gar nicht zu sehen. Also wartete ich ab und beobachtete alles. Zehn Minuten später rief sie schließlich meinen Namen. Ich sprang auf und war sofort bei ihr. Aber es war, als ob sie mich schon wieder vergessen hatte. Sie beachtete mich gar nicht.


Und bald war die Woche schon fast vergangen. Am Ende der Woche sollte schließlich ein Fest für mich gefeiert werden. Es waren noch andere gemeinsame Freunde eingeladen. Endlich wurde ich einmal bemerkt. Einige Freunde hatten Lieder über mich gedichtet, die wir sangen. Dann durfte ich eine kurze Rede halten. Ich freute mich darauf, nach dem Programm noch persönlich mit allen reden zu können. Aber sobald das letzte Lied mir zu Ehren gesungen wurde, standen alle auf, gingen aufeinander zu und unterhielten sich miteinander. Mich beachtete keiner mehr. Dabei hätte ich ihnen noch so viel zu erzählen gehabt.


Dann war es Zeit, abzureisen. Meine Freundin nahm mich in den Arm und sagte: "Es ist so toll, dass wir Zeit miteinander hatten und du da warst. Du bist die wichtigste Person in meinem Leben."


Was meinst du, wie ich mich da gefühlt habe? Da fällt mir was ein. Was meinst du, wie sich Gott wohl fühlt, wenn wir ihm sagen, wie wichtig er uns ist?